Der Hecht mit dem Goldzahn und dem Rucksack vom Gottsee

In dem Projekt „Sagen finden, erzählen und gestalten“ haben Brigitte und Johanna Martin Kindern der Milmersdorfer Grundschule von verschiedenen Sagen erzählt, so auch von der Sage vom Hecht mit dem Goldzahn und dem Rucksack, von der nur aus diese Titelzeile bekannt ist. Die Kinder haben einen Fisch zum Anfassen aus Keramik gestaltet und wollten nun seine Geschichte eräen. Aleksander Adolf, Christina Bäuml, Max Braun, Daniel Haberer, Laura Hampel, Santa Reichow erörterten, erlitten und erarbeiteten gemeinsam folgende Geschichte.

Ein Hecht hat seinen Zahn verloren und sein Proviant ist zu Ende gegangen. In der Stadt Colpin will er sich einen Goldzahn und neues Proviant besorgen. Die Menschen haben ihn nicht ernst genommen und weg geschickt. Da geht der Hecht zu einer Fischfee und sagt, dass er ein Mensch werden will. Aber die Fee sagt, dass er nur im Notfall ein Mensch werden darf dass ihr Zauber nur des Nachts wirken kann und er am Tage unsichtbar sein wird. Es ist ein Notfall, sagte der Hecht, denn ich bin als Babyfisch verwunschen worden, weil ich Menschenproviant fressen musste, das die Menschen mit Büchsen und Papier in den Gottsee geworfen haben. Das Wasser im Gottsee war davon so verdorben, dass ich nichts mehr fressen konnte. Die Fischfee bedauerte den Hecht und sagte: Dieser Notfall ist die erste Probe. Du hast einen Wunsch frei, wenn du noch zwei Proben bestehst. Was soll ich machen, fragte der Hecht ungeduldig. Komme morgen und erzähle mir, was du erlebt hast. Der Hecht schwamm davon und traf eine Schnecke. Wegen seines großen Hungers wollte er sie fressen. Die Schnecke sagte: Friss mich nicht, dann hast du einen Wunsch frei. Der Hecht erzählte am nächsten Morgen der Fischfee was er erlebt hatte. Sie sagte: Du hast einen Wunsch frei, wenn du noch eine Probe bestehst. Was soll ich machen, fragte der Hecht wieder und die Fischfee sagte wie am Tag zuvor: Komme morgen und erzähle, was du erlebt hast. Der Hecht schwamm davon und traf einen Wurm, der an einem Angelhaken hing. Das hat der Hecht nicht gesehen und wollte den Wurm fressen. Da sagte der Wurm, Friss mich nicht, sonst wirst du selbst gefressen. Mach mich frei, dann hast du einen Wunsch frei. Der Hecht tat wie ihm geheißen. Als der Hecht am nächsten Morgen zur Fischfee kam, erfüllte sie ihm seinen Wunsch, Mensch zu werden. Er stand nun ganz nackt am Ufer, sah an sich herunter und drehte sich suchend um. Da erblickte er einen Rucksack mit Männersachen. Die Sachen zog der Hechtmensch an, setzte sich den Rucksack auf den Rücken und ging in die Burg. Dort hat er Gold und Proviant gefunden und mitgenommen. Als die Nacht schwand und der erste Sonnenstrahl aufbrach, nahm der Hecht seine wahre Gestalt an und ist im Gottsee verschwunden. Das Gold hatte er in seiner Schwanzflosse versteckt. Voller Freude tauchte er auf und ab und schlug mit der Flosse so heftig auf die Wasseroberfläche, dass das Gold im hohen Bogen in die Luft und dann geradewegs in die Scheren eines alten Krebses fiel.


Oh, sagte der Krebs, was für ein schöner glänzender Stein, wer den wohl verloren hat? Ich, ich, ich, sagte der Hecht. Und der Krebs sagte beleidigt: Das musst du mir beweisen. Der Hecht sagte: Ich beweise es dir, aber nur, wenn du mir für meinen verloren gegangen Zahn einen Goldzahn einsetzt. Stolz schnitt der Krebs mit seinen Scheren das Gold zurecht und setzte es dem Hecht zur Probe anstelle des fehlenden Zahns ein. Ohne dem Krebs den gewünschten Beweis zu liefern oder sich zu bedanken, schoss der Hecht davon und der Krebs kam nicht hinter ihm her. Inzwischen wurde der Hecht auch von den Menschen gejagt. Aber sie konnten ihn nicht finden, weil er wieder der Hecht im Gottsee war. Der Hecht freute sich, dass er so leicht davon gekommen war. Dabei war er in eine Falle geraten, denn es wurde ein Fischernetz über ihn geworfen, das ihm den Rucksack wegriss und ihn wie die anderen Fische im Netz auf den Bootssteg schleuderte. Hier fand ihn keiner, denn er war dank der Zauberkraft der Fischfee unsichtbar. Er wollte lieber wieder Mensch werden, aber es war ein strahlend heller Tag und tagsüber blieb er Hecht. Er konnte seine Zauberkraft nicht entfalten, Seine Haut wurde trocken und trockener. Dann schoben sich Wolken vor die Sonne und als es anfing zu regnen, waren seine Haut und sein Leben gerettet. Der Regen dauerte den ganzen Tag. Es wurde Nacht und vor dem Mond entfernten sich die Wolken. Nun nahm der Hecht seine starke Menschengestalt an und befreite sich aus dem Fischernetz. Er fühlte die Kraft, zu zaubern, Er hat die Stadt verbannt. Er zauberte aus den Regentropfen haushohe Wellen. Das Wasser stieg immer höher und höher. Die Menschen haben es nicht bemerkt, weil sie schliefen.

Zuerst verwandelten sich die Regentropfen in winzige Wellen, aber aus diesen Wellen wurden riesige Flutwellen. Die Stadt ist versunken.
Alle hundert Jahre – sagt man – kann der Zauber gebrochen werden. Alle hundert Jahre erscheint die Stadt wieder. Man sagt, dass einige Menschen die Sturmglocken gehört haben, aber sie konnten die Stadt nicht sehen. Sie sahen einen Hecht mit einem Rucksack und einem goldenen Zahn im Mund. Das erzählt man sich. Und wenn der Hecht nicht geangelt wurde, dann lebt er heute noch.
Nach der letzten Eiszeit bildete der Gottsee mit dem Kölpinsee eine einzige Wasserfläche. Ein Graben zeugt noch heute von der Verbindung.